Als wir Freundinnen waren by Lesley Pearse

Als wir Freundinnen waren by Lesley Pearse

Autor:Lesley Pearse [Pearse, Lesley]
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
veröffentlicht: 2014-06-07T22:00:00+00:00


Kapitel 17

Juli 1945

Ellie schaute in den Umkleideraum der Männer. Lorenzo und Riccardo waren schon gegangen, aber Edward beugte sich gerade über das Waschbecken, um seine Bühnenschminke zu entfernen.

Es war Juli. In London stöhnte man nach wie vor unter einer Gluthitze, und die heutige Matinee war nur spärlich besucht gewesen.

»Hast du Bonny irgendwo gesehen?«, fragte Ellie.

Edward griff nach einem Handtuch. »Die ist gerade weggesaust, als ich raufkam«, sagte er und trocknete sich das Gesicht ab. »Ist schon eine Weile her.«

»Was, sie ist weg?« Ellie machte ein erstauntes Gesicht. »Davon hat sie mir nichts gesagt. Sonst kommt sie nach der Matinee immer mit zu mir.«

»Sie hatte es eilig«, bemerkte Edward mit einem Lächeln. »Sie hat sich nicht mal gekämmt oder ordentlich abgeschminkt.«

Ellie zuckte die Achseln. »Vielleicht wollte sie einkaufen gehen, aber normalerweise gehen wir samstags immer zusammen Tee trinken.«

»Willst du nicht mit mir Tee trinken?«, fragte Edward schnell. »Es ist eine Ewigkeit her, seit wir Gelegenheit zum Reden hatten. Ich bin im Handumdrehen umgezogen.«

»Das wäre schön.« Ellie freute sich über die Einladung. Er hatte recht, es war lange her, seit sie sich in Ruhe unterhalten hatten. Edward war ein angenehmer Begleiter, ruhig und ausgeglichen, im Gegensatz zu Bonny, die so zappelig war, dass es Ellie manchmal nervös machte. »Hast du denn nichts Besseres vor?«

»Was könnte besser sein, als mit dir Tee zu trinken?«, sagte Edward galant und griff nach einem frischen weißen Hemd. »Gib mir fünf Minuten, ja?«

Es schien, als hätte sich halb London am Trafalgar Square eingefunden, als Edward mit Ellie Richtung Whitehall ging. Soldaten in Uniform hockten mit ihren Mädchen auf niedrigen Mauern, Kinder plantschten im Brunnen, junge Männer mit offenen Hemden beäugten interessiert kichernde Verkäuferinnen und Bürokräfte in hellen Sommerkleidern, und ganze Familien saßen inmitten ihrer Einkaufstüten und schienen sich in der Hitze nicht entschließen zu können, den Zug nach Hause zu nehmen.

»Da können wir nicht rein!«, widersprach Ellie, als Edward sie am Ellbogen fasste, um mit ihr ins Westminster, direkt gegenüber von Big Ben, zu gehen. »Es ist viel zu teuer.«

Die Mahagonitüren standen weit offen, und ein dicker roter Teppich bedeckte die Marmorstufen der Treppe. In dieser Art Res­taurant gingen Kabinettminister ein und aus.

»Hier nimmt meine Großmutter am liebsten ihren Tee zu sich.« Edward lächelte über Ellies ehrfürchtige Miene. »Und da sie mir gerade mein Taschengeld geschickt hat, ist das Westminster wohl der beste Ort, um es zu verpulvern, oder?«

Ellie fand nicht, dass ihr rosa Baumwollkleid und ihre nackten Beine einem solchen Ort angemessen waren, aber Edward sah in seinen grauen Flanellhosen und dem weißen Hemd untadelig aus. Außerdem war sie sehr hungrig.

»Köstlich!« Ellie lehnte sich in dem bequemen, samtbezogenen Sessel zurück und seufzte zufrieden. »Ich werde heute Abend bestimmt nicht mehr tanzen können.«

Das letzte Mal, dass sie einen Nachmittagstee zu sich genommen hatte, der sich auch nur entfernt mit diesem messen konnte, war vor dem Krieg mit Marleen im Copper Kettle im Epping Forest gewesen: zarte Sandwichs ohne Brotkante, Milchbrötchen mit echter Erdbeermarmelade und herrliche Sahnetörtchen auf einer zweistöckigen silbernen Etagere. Aber der Copper Kettle war überfüllt gewesen und hatte mit seinem wackeligen Mobiliar eher an die gute Stube einer alten Dame erinnert.



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